Stark kurzsichtig und an einem Grauen Star erkrankt – das klingt für viele Betroffene nach einer doppelten Herausforderung. Doch ist eine Katarakt-Operation trotz starker Kurzsichtigkeit überhaupt möglich? Die gute Nachricht: Ja, sie ist möglich und bietet sogar die Chance, nicht nur den Grauen Star, sondern auch die Kurzsichtigkeitnachhaltig zu korrigieren. Doch die Augen von kurzsichtigen Patienten stellen besondere Anforderungen an den Eingriffund bergen spezifische Risiken, die sorgfältig abgewogen werden müssen.

Von der Wahl der richtigen Kunstlinse bis hin zu möglichen Komplikationen – was müssen stark kurzsichtige Patienten bei einer Linsenoperation beachten? Und welche Linse bietet die besten Ergebnisse, um den Alltag ohne Brille oder Kontaktlinsen zu meistern? In diesem Artikel beleuchten wir die speziellen Herausforderungen und zeigen, welche Lösungen für Sie in Frage kommen könnten.

Was ist der Graue Star und wie entsteht er?

Der Graue Star – medizinisch als Katarakt bekannt – ist eine Augenerkrankung, bei der die Linse allmählich trübe wird. Dadurch wird das einfallende Licht gestreut, und die Sicht wird zunehmend unscharf. Dieser Prozess tritt meist im fortgeschrittenen Alter auf, kann aber durch Faktoren wie Kurzsichtigkeit, Verletzungen oder bestimmte Medikamente beschleunigt werden. Mit der Zeit nimmt die Sehkraft deutlich ab, was Betroffene häufig durch vermehrte Blendung bei hellem Licht oder Schwierigkeiten in der Dunkelheit bemerken. Eine Operation ist in der Regel der einzige Weg, die getrübte Linse durch eine Kunstlinse zu ersetzen und die Sehqualität wiederherzustellen.

Linse operieren trotz Kurzsichtigkeit?

Ja, eine Katarakt-Operation oder Linsenoperation ist trotz Kurzsichtigkeit nicht nur möglich, sondern oft sogar besonders vorteilhaft. Bei einer Katarakt-OP wird die getrübte Linse, die den Grauen Star verursacht, durch eine künstliche Linse ersetzt. Dieser Eingriff kann gleichzeitig dazu genutzt werden, die Kurzsichtigkeit zu korrigieren, da die neue Kunstlinse individuell angepasst wird. Das bedeutet, dass Patienten nach der Operation häufig eine deutlich verbesserte Sehkraft haben und möglicherweise auf eine Brille oder Kontaktlinsen verzichten können.

Wie die Kurzsichtigkeit die Katarakt Operation beeinflusst:

Kurzsichtigkeit (Myopie) hat einen direkten Einfluss auf die Planung und Durchführung der Katarakt-Operation. Menschen mit starker Kurzsichtigkeit haben oft eine verlängerte Augenlänge und eine veränderte Hornhautkrümmung, was den chirurgischen Eingriff komplexer machen kann. Da bei der Katarakt-Behandlung die getrübte Linse durch eine Kunstlinse ersetzt wird, muss der Augenarzt besonders sorgfältig die passende Linse auswählen, um eine optimale Korrektur der Sehschwäche zu gewährleisten.

Eine Herausforderung besteht darin, dass stark kurzsichtige Patienten häufiger unter Netzhauterkrankungen leiden, die das Risiko von Komplikationen während und nach der Operation erhöhen können. Außerdem können die eingesetztenLinsen die Kurzsichtigkeit zwar stark verbessern, jedoch nicht immer vollständig ausgleichen, sodass eine Brille oder Kontaktlinsen für den Nahbereich weiterhin erforderlich sein könnten.

Die Entscheidung für spezielle Linsentypen, wie etwa torische oder Multifokallinsen, kann zudem für stark kurzsichtigePatienten von Vorteil sein, um zusätzliche Sehfehler wie Hornhautverkrümmung oder Alterssichtigkeit zu korrigieren. Wichtig ist dabei eine präzise Vermessung des Auges, um den optimalen Erfolg zu gewährleisten und spätere Schwankungen in der Sehkraft zu vermeiden.

Erhöhtes Risiko der OP bei Kurzsichtigkeit:

  • Erhöhtes Risiko für Netzhautablösungen
    Patienten mit starker Kurzsichtigkeit haben eine längere Augenachse, was das Risiko einer Netzhautablösung nach der Operation steigern kann.
  • Schwankungen in der Sehkraft
    Nach der Operation kann es zu Schwankungen in der Sehkraft kommen, insbesondere bei stark kurzsichtigen Patienten. Die Anpassung der Kunstlinse kann schwieriger sein.
  • Erhöhte Empfindlichkeit für Licht und Blendungen
    Kurzsichtige Patienten berichten häufiger von erhöhter Blendung oder Lichtempfindlichkeit nach dem Eingriff, vor allem in der Dunkelheit.
  • Höheres Risiko für Nachstar
    Ein sogenannter Nachstar, eine erneute Trübung der Kapsel, die die neue Kunstlinse hält, tritt bei stark kurzsichtigen Patienten häufiger auf und erfordert unter Umständen eine zusätzliche Behandlung mit dem Laser.
  • Veränderte Hornhautkrümmung
    Starke Kurzsichtigkeit kann die Krümmung der Hornhaut beeinflussen, was die exakte Berechnung der neuen Linse erschwert und unter Umständen eine torische Linse erforderlich macht.
  • Schwierigkeiten bei der Auswahl der richtigen Kunstlinse
    Bei Patienten mit extremer Kurzsichtigkeit kann es schwieriger sein, eine optimale Kunstlinse zu berechnen, die alle Sehfehler, wie auch die Weitsichtigkeit im Nahbereich, ausgleicht.
  • Verzögerte Heilung
    Die Heilung des Auges kann bei stark kurzsichtigen Patienten langsamer verlaufen, was eine längere Beobachtung und Nachsorge durch den Augenarzt erforderlich macht.
  • Risiko für eine bleibende Abhängigkeit von Brille oder Kontaktlinsen
    Auch nach einer erfolgreichen Katarakt-Operation kann es bei stark kurzsichtigen Patienten dazu kommen, dass sie weiterhin eine Brille oder Kontaktlinsen benötigen, insbesondere für den Nahbereich oder bei Alterssichtigkeit.

Welche künstliche Linse ist für starke Kurzsichtigkeit geeignet?

Bei einer Katarakt-Operation bei starker Kurzsichtigkeit ist die Wahl der künstlichen Linse von entscheidender Bedeutung, um die bestmögliche Sehkraft zu erreichen. Es gibt verschiedene Linsenarten, die je nach Bedarf des Patienten ausgewählt werden können. Hier ein Überblick über die gängigen Linsenarten und ihre Vor- und Nachteile speziell bei starker Kurzsichtigkeit:

1. Monofokallinsen

Diese Linsen sind die Standardlösung und korrigieren entweder die Fernsicht oder die Nahsicht, aber nicht beides gleichzeitig.

  • Vorteile:
    • Gute Korrektur der Kurzsichtigkeit in einem bestimmten Sehbereich (meist für die Ferne).
    • Kostengünstig und in vielen Fällen von den Krankenkassen abgedeckt.
  • Nachteile:
    • Patienten benötigen oft weiterhin eine Brille oder Kontaktlinsen für den Nahbereich, z. B. zum Lesen.
    • Keine Korrektur von Alterssichtigkeit (Presbyopie).

2. Multifokallinsen

Multifokallinsen bieten mehrere Sehstärken gleichzeitig und ermöglichen scharfes Sehen sowohl in der Nähe als auch in der Ferne.

  • Vorteile:
    • Gute Sehschärfe in verschiedenen Bereichen (Fern- und Nahsicht), was das Tragen von Brillen in vielen Situationen überflüssig machen kann.
    • Besonders vorteilhaft für Patienten, die auf eine Lesebrille oder eine Gleitsichtbrille verzichten möchten.
  • Nachteile:
    • Erhöhte Wahrscheinlichkeit von Blendung und Lichtempfindlichkeit, besonders bei Nacht oder in der Dunkelheit.
    • Höhere Kosten, da sie meist nicht von der Krankenkasse übernommen werden.
    • Kann bei starker Kurzsichtigkeit schwieriger anzupassen sein und möglicherweise nicht alle Sehfehler vollständig korrigieren.

3. Torische Linsen

Diese Linsen korrigieren nicht nur Kurzsichtigkeit, sondern auch Hornhautverkrümmung (Astigmatismus).

  • Vorteile:
    • Besonders geeignet für Patienten mit starker Kurzsichtigkeit und gleichzeitigem Astigmatismus, da sie beide Sehfehler in einem Schritt korrigieren.
    • Verbesserung der Sehkraft in der Ferne ohne zusätzliche Korrekturen durch eine Brille.
  • Nachteile:
    • Keine Korrektur der Nahsicht, daher ist oft eine Lesebrille nötig.
    • Präzise Vermessung des Auges erforderlich, um den bestmöglichen Effekt zu erzielen.
    • Höhere Kosten und keine volle Übernahme durch Krankenkassen.

4. EDOF-Linsen (Extended Depth of Focus Linsen)

EDOF-Linsen bieten eine erweiterte Schärfentiefe und liegen zwischen Monofokal- und Multifokallinsen.

  • Vorteile:
    • Verbesserte Sicht in der Ferne und im Zwischenbereich, ideal für Aktivitäten wie Autofahren oder Arbeiten am Computer.
    • Weniger Blendungen und Lichtempfindlichkeit als bei Multifokallinsen.
  • Nachteile:
    • Die Nahsicht kann noch immer eine Brille oder Kontaktlinsen erfordern.
    • Hohe Kosten und keine Standardversorgung.

Welche Linse ist am besten geeignet für die Katarakt OP bei Kurzsichtigkeit?

Für stark kurzsichtige Patienten, die eine Katarakt-Operation benötigen, sind torische Linsen und Multifokallinsenbesonders geeignet, da sie mehrere Sehfehler gleichzeitig korrigieren können. Torische Linsen sind die beste Wahl, wenn neben der Kurzsichtigkeit auch eine Hornhautverkrümmung vorliegt. Wenn der Patient eine maximale Unabhängigkeit von Brillen in allen Sehbereichen anstrebt, sind Multifokallinsen ideal, erfordern aber oft eine längere Anpassungszeit und können Blendungen verursachen. Monofokallinsen bieten hingegen eine kostengünstige und einfache Lösung, jedoch oft mit der Notwendigkeit einer Lesebrille.

Die genaue Wahl der Kunstlinse hängt von den individuellen Bedürfnissen und den Empfehlungen des Augenarztes ab. Eine umfassende Voruntersuchung und Beratung sind entscheidend, um die optimale Linse zu finden.