Grauer Star im Kindesalter: Katarakt bei Kindern – Ursachen, Symptome & Behandlung
Grauer Star bei Kindern: Was bedeutet das?
Der Graue Star, medizinisch Katarakt, ist den meisten als altersbedingte Erkrankung bekannt. Doch auch im Kindesalter kann es zu einer Trübung der Linse kommen – in vielen Fällen sogar bereits bei Geburt oder kurz danach. Diese sogenannte kindliche Katarakt unterscheidet sich in Verlauf, Ursache und Behandlung deutlich von der Form, die im Erwachsenenalter auftritt.
Die Linse im Auge ist bei gesunden Kindern klar und durchsichtig. Wird sie jedoch getrübt, kann das ein Auge oder beide Augen betreffen und das Sehen massiv beeinträchtigen. Besonders kritisch: Im frühen Kindesalter entwickelt sich die Sehkraft erst – ist das Bild, das zum Gehirn weitergeleitet wird, getrübt, kann es zu einer bleibenden Störung der Sehentwicklung kommen.
Unterschied zum altersbedingten Katarakt
Während sich der Graue Star bei Erwachsenen meist über Jahre hinweg entwickelt, tritt der kindliche Kataraktentweder angeboren auf oder entsteht in den ersten Lebenswochen oder -jahren. Diese frühzeitige Trübung der Linse bedeutet für Kinder ein besonders hohes Risiko – nicht nur, weil das Sehen eingeschränkt ist, sondern weil dadurch die gesamte Sehentwicklung beeinträchtigt werden kann.
Die wichtigsten Unterschiede im Überblick:
- Zeitpunkt des Auftretens:
Beim altersbedingten Katarakt beginnt die Linsentrübung meist erst ab dem mittleren Lebensalter, während sie bei Kindern bereits bei Geburt oder in den ersten Lebensmonaten auftreten kann. - Auswirkungen auf die Sehentwicklung:
Erwachsene haben ein vollständig entwickeltes visuelles System. Bei Kindern hingegen befindet sich das Auge noch in der Entwicklung, besonders im ersten Lebensjahr. Eine getrübte Linse kann hier dauerhafte Schädenverursachen, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird. - Dringlichkeit der Behandlung:
Während man bei Erwachsenen den optimalen Zeitpunkt für eine Operation oft flexibel bestimmen kann, ist bei Kindern oft ein schneller Eingriff erforderlich, um die Sehschärfe langfristig zu erhalten. - Therapiekonzepte:
Kinder benötigen nach der Operation oft zusätzliche Maßnahmen wie Kontaktlinsen, Brillen oder Okklusionstherapie, um das Sehen auf dem betroffenen Auge zu fördern – das ist bei Erwachsenen meist nicht nötig.
Ursachen für Grauen Star im Kindesalter
Man unterscheidet hier zwischen einem angeborenen Grauen Star und einem durch äußere Einflüsse erworbenen Sehfehler:
Angeborener Katarakt
Ein angeborener Katarakt liegt vor, wenn die Linsentrübung bereits bei Geburt besteht oder sich in den ersten Lebenswochen zeigt. Ursache sind meist genetische Faktoren, Stoffwechselerkrankungen oder Infektionen der Mutter in der Schwangerschaft (z. B. Röteln oder Toxoplasmose).
In vielen Fällen sind beide Augen betroffen, manchmal bleibt die Trübung jedoch einseitig. Wird der Katarakt nicht frühzeitig erkannt, kann sich die Sehschärfe dauerhaft nicht richtig entwickeln. Eine schnelle Diagnose und – falls erforderlich – eine frühe Operation sind daher entscheidend.
Erworbener Katarakt in den ersten Lebensjahren
Ein erworbener Katarakt entsteht nicht bei Geburt, sondern entwickelt sich erst im Verlauf der ersten Lebensjahre. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von Verletzungen des Auges, über Entzündungen oder Infektionen, bis hin zu systemischen Erkrankungen wie Diabetes oder bestimmten Stoffwechselstörungen.
Auch Nebenwirkungen von Medikamenten, z. B. Kortison, können eine Linsentrübung im Kindesalter verursachen. In manchen Fällen bleibt die genaue Ursache ungeklärt.
Besonders tückisch: Der Katarakt kann sich langsam entwickeln und zunächst unbemerkt bleiben – das Risiko für eine verzögerte Diagnose ist hoch. Umso wichtiger sind regelmäßige Augenuntersuchungen, vor allem bei Kindern mit Risikofaktoren. Wird die Trübung rechtzeitig erkannt, kann durch gezielte Behandlung eine gute Sehentwicklunggefördert werden.
Symptome: Woran erkennt man Grauen Star bei Kindern? Typische Anzeichen:
Der Graue Star bei Kindern ist nicht immer leicht zu erkennen – besonders bei Babys, die ihre Seheindrücke noch nicht äußern können. Doch es gibt typische Anzeichen, auf die Eltern, Kinderärzt*innen und Betreuungspersonen achten sollten. Denn je früher die Linsentrübung diagnostiziert wird, desto besser sind die Chancen, das Sehen zu erhaltenoder zu verbessern.
Typische Anzeichen bei kindlichem Katarakt:
- Weißlich getrübte Pupille (Leukokorie): Statt der normalen schwarzen Pupille zeigt sich eine milchige oder graue Färbung, meist bei direktem Lichteinfall.
- Schielen (Strabismus): Wenn das Kind versucht, mit nur einem Auge zu fokussieren, kann es zum Verziehen eines Auges kommen.
- Augenzittern (Nystagmus): Besonders bei beidseitigem Katarakt – das Auge „rutscht“ hin und her, weil kein klarer Fixpunkt erkannt wird.
- Lichtscheu oder ungewöhnliches Verhalten bei Lichtquellen
- Verzögerte Sehentwicklung: Babys reagieren weniger auf Gesichter, Bewegungen oder Spielzeug, wirken oft desinteressiert.
Bei größeren Kindern kann auch unklares Sehen, häufiges Stolpern, Orientierungsschwierigkeiten oder das Nah-Heranführen von Gegenständen ein Hinweis sein.
Wichtig: Diese Symptome treten nicht immer alle gleichzeitig auf – bei Verdacht sollte rasch eine augenärztliche Untersuchung erfolgen. Ein früh entdeckter kindlicher Katarakt kann in den meisten Fällen gut behandelt werden, bevor er bleibende Sehschäden verursacht.
Diagnose beim Kind:
- Früherkennungsuntersuchung beim Neugeborenen: Bereits direkt nach der Geburt wird routinemäßig die Red-Reflex-Prüfung (roter Pupillenreflex) durchgeführt. Fehlt dieser Reflex oder wirkt er asymmetrisch, kann das auf eine Linsentrübung hinweisen.
- Augenuntersuchung mit Spaltlampe: Damit lassen sich selbst feine Trübungen der Linse erkennen – oft schon bevor Symptome deutlich sichtbar sind.
- Weitere bildgebende Verfahren oder Pupillenerweiterung können nötig sein, um die Lokalisation und Ausdehnung der Katarakt exakt zu bestimmen.
- Bei unklarer Ursache wird zusätzlich eine systemische Abklärung empfohlen – z. B. durch Gentests, Stoffwechselanalysen oder neurologische Untersuchungen.
Behandlung von Grauem Star in der frühen Entwicklung
Wird ein kindlicher Katarakt frühzeitig diagnostiziert, steht meist schnell fest: Eine Behandlung ist erforderlich, um die normale Sehentwicklung zu ermöglichen. Anders als bei Erwachsenen geht es bei Kindern nicht nur darum, das Sehen zu verbessern, sondern vor allem darum, die Entstehung bleibender Sehschwächen zu verhindern.
Wann eine Operation notwendig ist
- Eine Operation ist immer dann nötig, wenn die Linsentrübung das Sehen deutlich beeinträchtigt – was bei Kindern oft schon bei vergleichsweise kleinen Trübungen der Fall ist.
- Bei angeborenem beidseitigem Katarakt muss die Operation oft innerhalb der ersten Lebenswochen erfolgen, da das Sehzentrum im Gehirn nur in einem engen Zeitfenster richtig „lernen“ kann.
- Ein einseitiger Katarakt erfordert ebenfalls schnelles Handeln, da sonst das gesunde Auge dominiert und das betroffene Auge „verlernt“ zu sehen.
Linsenimplantation / Linsentausch bei Kindern:
- Die getrübte Linse wird bei der Operation (Katarakt-OP) entfernt. Bei Babys wird manchmal noch keine künstliche Linse eingesetzt, sondern das Sehen zunächst mit Kontaktlinsen oder einer Brille korrigiert.
- Ab dem 1. Lebensjahr, oder wenn die Anatomie es erlaubt, kann eine Kunstlinse (IOL) implantiert werden.
- Nach der OP ist eine intensive Nachsorge entscheidend: Dazu gehören regelmäßige Augenkontrollen, ggf. eine Okklusionstherapie (Abkleben des gesunden Auges) und die exakte Anpassung von Sehhilfen.
Die Behandlung des Grauen Stars im Kindesalter ist also nicht mit der Operation abgeschlossen. Vielmehr ist es ein individueller, längerfristiger Prozess, der eng begleitet werden muss – aber bei frühzeitiger Intervention hervorragende Ergebnisse für die Sehschärfe liefern kann.